Mehr Sozialpartnerschaft braucht das Land, um auf der Überholspur zu bleiben

„Gleich welche Konstellation am Ende der Regierungsverhandlungen herauskommen wird, eines steht für uns fest: Die Beschäftigten haben höchsten Respekt und Anerkennung für ihre Leistungen im Arbeitsleben verdient. Und diese Leistungen gehören ordentlich honoriert und nicht bestraft“, sagte AK Präsident Erwin Zangerl vor dem 70-köpfigen Arbeitnehmerparlament. „Umso wichtiger ist eine Regierung, die auf die Bedürfnisse und Anliegen der Arbeitnehmer-Familien Rücksicht nimmt. Die Lohn- und Gehaltsverhandlungen in den einzelnen Branchen werden ein Indikator für diese Wertschätzung der Beschäftigten von Seiten der Unternehmer sein. Hier können die Sozialpartner auch zeigen, wie ein Dialog möglich ist, von dem beide Seiten etwas haben. Getragen immer von der Überlegung, niemanden das Gesicht verlieren zu lassen und das umzusetzen, was für beide Seiten zumutbar ist und nicht nur das, was die eigene Macht stärkt. Dies in Zeiten, in denen alles auf Konflikte hin zugespitzt wird. Wer den Beschäftigten den gerechten Anteil vorenthalten will, verlagert die Konflikte auf die Straße.“

Zangerl: „Gerade die Geschichte lehrt uns, dass Ausgrenzen und Nicht-Miteinander-Reden eine immense Gefahr für unsere Gesellschaft darstellen. Die Wirtschafts- und Sozialpartnerschaft hat immer gemeinsam mit der Regierung wichtige Maßnahmen umgesetzt, damit es den Menschen in unserem Land besser geht. Die größten Errungenschaften im Wirtschafts- und Sozialbereich wurden durch einen vernünftigen Konsens zwischen Regierung und Sozialpartnern erzielt. Deshalb ist die Sozialpartnerschaft ein Erfolgsmodell unserer Zweiten Republik und hat Frieden und Wohlstand gebracht. Dieser Weg sollte wieder eingeschlagen werden. Österreich ist wohlhabend geworden, weil trotz aller Unterschiede stets zusammengearbeitet wurde. Die Erfolge unseres Landes sind das Ergebnis des rot-weiß-roten Wegs des sozialen Zusammenhalts, des Ausgleichs und des Dialogs. In den vergangenen eineinhalb Jahren wurde dieser Erfolgsweg des Dialogs und Ausgleichs von der alten Bundesregierung verlassen. Zu hoffen ist, dass sich jede künftige Regierung an der Sachlichkeit und dem hohen Expertenwissen der derzeit amtierenden Übergangsregierung ein Beispiel nimmt.“

Zangerl: „Die ständige Verfügbarkeit der Beschäftigten durch den 12-Stunden-Arbeitstag, aber auch die permanente Erreichbarkeit via E-Mail, SMS, WhatsApp oder Anruf am Handy erhöht den Druck auf die Beschäftigten enorm. Vier von fünf Arbeitnehmern sind in der Freizeit für den Arbeitgeber da und das wird meist weder finanziell noch zeitlich abgegolten. Die Zahl der psychischen Erkrankungen explodiert und betrifft bereits jede dritte Frühpensionierung. Arbeits- und Freizeitphasen verschwimmen durch die rasant fortschreitende Digitalisierung zunehmend. Es braucht klare Regeln, damit unsere Arbeitsgesellschaft diesem immer höheren Tempo gewachsen ist. Als Ausgleich fordern wir eine faire Verteilung der Arbeit, planbare Arbeitszeiten, die Einführung der versprochenen Vier-Tage-Arbeitswoche, die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche und den 1.700-Euro-Mindestlohn.“